Die Bibel hat viele Seiten - entdecken Sie einige spannende
Zur selben Zeit, spricht der HERR, will ich die Lahmen sammeln und die Verstoßenen zusammenbringen und die ich geplaft habe.
Undich will den Lahmen geben, daß sie viele Erben haben, und will die Verstoßenen zum großen Volk machen.
(Prophet Micha 4, 6-7 in der Übersetzung nach Martin Luther)
20 Jahre BIMU
Die Bibel ist …
Vor dem Hintergrund von Krieg, Zerstörung und Exil entwerfen die Prophet*innen eine Vision für eine bessere Zeit. Kann eine Hoffnung zum nachhaltigen Handeln führen, das eine Veränderung bringt?
Visionen sind Offenbarungen Gottes. Damit sind besondere Wahrnehmungen gemeint, die Gott nur bestimmten Menschen schenkt und die er sie im Geist sehen lässt. In den Visionen des Alten Testaments werden niemals nur Bilder geschaut. Sie sind immer auch mit dem Hören eines Wortes verbunden (Audition). Visionen werden zwar häufig in der Nacht empfangen (Micha 3,6), sie sind aber durch den Bewusstseinszustand ihrer Empfänger deutlich von den Träumen unterschieden. Besonders Propheten verstehen sich auf den Umgang mit Visionen. Jesaja schaut im Allerheiligsten des Jerusalemer Tempels den verhüllten Thron Gottes (Jesaja 6), Ezechiel sieht in einem Sturmwind von Norden her den Thronwagen Gottes (Ezechiel 1), Amos erfährt in einer Reihe von Visionen, dass das Gericht über Israel unausweichlich geworden ist (Amos 7,1-9 Amos 8,1-3 Amos 9,1-4). Ebenso wird dem Propheten Micha ben Jimla durch die Schau einer himmlischen Ratsversammlung der Beschluss offenbart, dass der König von Israel in der Schlacht den Tod finden wird (1. Könige 22).
Auch die Überschriften der Prophetenbücher berufen sich auf Visionen. So wird deutlich gemacht, dass ihre Botschaft nicht erfunden ist, sondern von Gott selbst stammt (Jesaja 1,1; Amos 1,1; Micha 1,1; Nahum 1,1). Gelegentlich müssen sich die Propheten allerdings gegen andere zur Wehr setzen, die sich anmaßen, Visionen von Gott empfangen zu haben (Jeremia 14,14 Jeremia 23,16). Besonders bedrückend erlebt Israel solche Zeiten, in denen sich Gott nicht mehr durch Visionen seinen Propheten mitteilt (Klagelieder 2,9; Psalm 74,9).
In den Schriften der Bibel, in denen es um die Schilderung der Endzeit geht, spielen Visionen eine herausgehobene Rolle. So schildert das Sacharjabuch in einer nächtlichen Schau den Anbruch der Heilszeit (Sacharja 1–6), während im Danielbuch die kommenden Ereignisse der Endzeit durch Visionen offenbart und anschließend durch einen Engel gedeutet werden (Daniel 7–8 Daniel 10–12).
Von Visionen wird auch im Neuen Testament berichtet: Bei seiner Taufe erlebt Jesus eine Vision, die wiederum mit der Mitteilung eines göttlichen Wortes verbunden ist (Markus 1,9-11). Verschiedene Visionen werden in der Apostelgeschichte geschildert: Als Stephanus gesteinigt wird, blickt er zum Himmel empor und sieht Gott in seiner Herrlichkeit und Jesus an seiner rechten Seite stehen (Apostelgeschichte 7,55-56). Petrus wird in einer Vision darauf vorbereitet, den römischen Hauptmann Kornelius, also einen Heiden, zu taufen (Apostelgeschichte 10,9-11). Eine Vision ruft Paulus nach Europa (Apostelgeschichte 16,9), in einer Vision wird er ermutigt, in Korinth furchtlos die Gute Nachricht zu verkünden (Apostelgeschichte 18,9-10), und in einer Vision wird er aufgefordert, Jerusalem umgehend zu verlassen (Apostelgeschichte 22,17-21). In seinen Briefen berichtet Paulus selbst davon, dass er in einer Vision von Jesus zum Apostel berufen wurde (1. Korinther 9,1; Galater 1,16).
Eine großartige Folge von Visionen bildet dann den Hauptteil der Offenbarung (4,1–22,5), der durch einen Blick des Sehers Johannes in den himmlischen Thronsaal eröffnet wird (Offenbarung 4–5). In mehreren Zyklen werden dann die Ereignisse der Endzeit geschildert. Am Ende steht die Vision vom himmlischen Jerusalem, dem Ort der endgültigen und ungetrübten Gemeinschaft Gottes mit seiner Gemeinde, wo Leid und Schmerz ein Ende haben (Offenbarung 21–22).
Quelle: https://www.die-bibel.de/light…