Ziegel und Stempel

Das Zeichen der Sieger
Ein römischer Dachziegel
In römischer Zeit waren in Palästina nur wichtige Gebäude mit Dachziegeln gedeckt. Dazu gehörten die Einrichtungen des römischen Besatzungsheeres, zum Beispiel die der Zehnten Legion, der „Legio X Fretensis“. Sie war maßgeblich an der Niederschlagung des ersten jüdischen Aufstandes beteiligt, so etwa bei der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 und an der Eroberung Masadas im Jahr 72. Die Verteilung der Dachziegel-Funde in Palästina weist auf die Orte der römischen Militärpräsenz hin, neben Jerusalem zum Beispiel Jaffa und Caesarea Maritima.
Das hier zu sehende Fragment eines Dachziegels von einem Gebäude der Zehnten Legion weist deutlich den Abdruck des charakteristischen Legionsstempels auf. Dieser Stempel war aus Holz. Er wurde vor dem Brennen eines Ziegels genutzt, um darauf das Legionssymbol einzudrücken. Neben dem Namen der Legion in Abkürzung (LCXF) ist das Legionssymbol, ein Wildschwein, zu erkennen. Das Wildschwein war aber ein altes, traditionell mit der Legion verbundenes Zeichen. Es muss auf die jüdische Bevölkerung dennoch sehr provozierend gewirkt haben.
Die Erzählung vom Besessenen von Gerasa
Einen interessanten Hinweis auf die Zehnte Legion kann man der neutestamentlichen Erzählung vom Besessenen von Gerasa (Markusevangelium 5,1-20) entnehmen. Der Name des Besessenen ist Legion und Jesus lässt die Dämonen nach der Austreibung in eine Schweineherde hineinfahren. Dies wird von Theolog*innen als versteckte Kritik Jesu an der römischen Besatzungsmacht gewertet.
Im Bibelhaus kann man nicht nur ein Ziegelfragment studieren, sondernd auch an einer Mitmachstation mit einer Stempel-Replik das Legionszeichen in feuchten Sand gestempeln.
