Kalenderinschrift von Priene
Die vertrauten weihnachtlichen Motive von der Geburt des Retters und „Heilands“, der „Frieden auf Erden“ bringt, der von einer „Jungfrau“ geboren ist und dessen Zeichen ein „Stern“ ist – sie waren in der Zeit, als die Evangelien des Neuen Testamentes entstanden gut bekannt. Unter anderem aus dem römischen Kaiserkult.
Die Sprache des Kaiserkultes
Eine Inschrift, die im Jahr 9 vor Christus für eine Kalenderreform der Städte Kleinasiens in dem Ort Priene veröffentlicht wurde, spricht die Sprache des Kaiserkultes: Dort ist die Geburt des Kaisers Augustus, des „Sohnes Gottes“, eine „Gottesgeburt“, die den „Heiland“ bringt und „Frieden“ schafft – der Anfang – so wörtlich auf Griechisch – aller „Evangelien“. Mit dem Geburtstag des Kaisers soll die neue Zeitrechnung beginnen.
Auf dieser „Kalenderinschrift von Priene“, die 1899 aus einer Ausgrabung in die Antikensammlung nach Berlin kam, ist die Nähe zwischen der biblischen Erzählung von der Geburt Christi und dem Kaiserkult mit Händen zu greifen. Die neutestamentlichen Schriften deuten das alles um: Die Christus-Geburt übertrifft den Kaiser, das heilige Evangelium ist ein ganz anderes als das kaiserliche „Evangelium“ vom blutigen Sieg-Frieden, mit dem die römischen Kaiser die Welt unterwerfen.