Geschirr aus Kalkstein
Kalkstein-Geschirr gilt als typisch für die Zeit des Herodianischen Tempels in Jerusalem, insbesondere für die Jahre zwischen 20 vor und 70 nach Christus. Die im Bibelhaus gezeigten Fragmente von Schüsseln, Schalen und Bechern aus Jerusalem sind aus lokalem Kalkstein hergestellt. In Jerusalem wurden sie aus dem Kalkstein in unterirdischen Werkstätten herausgeschnitten und luftgetrocknet.
Unverfälscht und rein
Nach jüdischem Gesetz gilt dieses Material als unverfälscht und rein. Das spielt eine große Rolle für die Gesetzesfrömmigkeit in Judäa und Galiläa zur Zeit Jesu. Die zeitgenössische Sorge um die Unreinheit von Gefäßen und Speisen wird im Neuen Testament mit der Gruppe der Pharisäer verbunden. Jesus von Nazareth hält diese Sorge für äußerlich und kritisiert sie scharf.
Im Einklang mit den Regeln der Tora
Tonkeramik steht nach Auffassung der Pharisäer und anderer jüdischer Gruppen in ständiger Gefahr, durch Unvorsichtigkeit kultisch verunreinigt zu werden und diese Unreinheit auf die Hände der Benutzer*innen zu übertragen. Kalkstein gilt wie Glas und Metall als Material, das Unreinheit nicht annimmt. Mit diesem Geschirr lassen sich die strengen jüdischen Reinheits-Regeln, die in der Tora vorgegeben sind, einfacher einhalten. Kalksteingefäße geraten nach der Zerstörung des Tempels von Jerusalem 70 nach Christus rasch außer Gebrauch. Bis heute gilt der Fund von Kalksteinscherben in Israel als archäologischer Nachweis für eine jüdische Besiedlung in römischer Zeit.