Der Tempel des Herodes
Eine Mauer mehr als 30 Meter hoch, vergoldete Wände, riesige Säulen und in der Anlage überall geschäftiges Treiben: Fast alle Besucher*innen Jerusalems um die Zeitenwende dürften so etwas das erste Mal gesehen haben, lebten sie doch häufig in einfachen Lehmhäusern.
Das Bibelmuseum zeigt eine Rekonstruktion der herodianischen Tempelanlage nach aktuellem Forschungsstand. Ein Fachinstitut der Universität in Los Angeles produzierte zusätzlich einen Simulationsfilm, der die Museumsgäste eindrucksvoll durch die antike Kultstätte führt.
Religiös, national und wirtschaftlich wichtig
Der Tempel des Herodes in Jerusalem war das nationale und religiöse Heiligtum Israels zur Zeit des Neuen Testaments. Unter König Herodes dem Großen wurde etwa 20 vor Christus mit dem Bau auf dem Tempelberg begonnen. Es handelte sich um eine beeindruckende Erneuerung des Tempels Serubbabels.
Bei dieser Gelegenheit wurde das Bauwerk entsprechend erweitert. Der Tempelvorplatz erhielt die doppelte Größe. Es entstanden prachtvolle Säulenhallen. Die gesamte Tempelanlage war nach Angaben des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus jeweils ein Stadion lang und breit. Mit seinen 143.800 Quadratmetern bot sie mehr als 10.000 Pilger*innen an den großen jüdischen Festtagen Platz.
Nicht nur Pilger*innen aus ländlichen Gebieten waren beeindruckt von diesem Bauwerk. Für Jerusalem hatte der Tempel zudem große wirtschaftliche Bedeutung. Jedes Jahr kamen Tausende von jüdischen Pilger*innen in die Stadt, um ihre Opfer darzubringen. Dazu zählten Juden aus dem gesamten Römischen Reich.
Im jüdischen Krieg 70 nach Christus wurde der wenige Jahre zuvor endgültig fertiggestellte Tempel zerstört. Heute steht noch die Klagemauer im Westen.