Das Scherbengericht
Antike Notizen finden sich auf Tonscherben, sogenannte Ostraka. Das Bibelhaus zeigt Kopien der zwölf Namens-Ostraka, die sonst nur im Masada-Museum am Toten Meer zu sehen sind. Eine Notiz von der Festung Masada verzeichnet den aramäischen Namen Ben Ja’ir und erzählt eine grausige Geschichte von Krieg und Untergang um 73 nach Christus.
Der archäologische Fund gibt einen Einblick in die konfliktreiche Zeit, in der das Neue Testament entstanden ist. Die Forschung geht davon aus, dass just in jenen Jahren die Evangelien verfasst wurden – als Reaktion auf die blutige Niederlage gegen die römische Herrschaft und die Zerstörung des Tempels.
Archäolog*innen finden 1965 zwölf Namens-Ostraka im Schutt des ehemaligen Palastes von Herodes auf dem Tafelberg am Toten Meer. Masada ist bekannt durch die letzte Schlacht des Jüdischen Krieges zwischen judäischen Widerstandskämpfern und der römischen Zehnten Legion Fretensis 73 nach Christus.
Bericht des Geschichtsschreibers Flavius Josephus
Der antike Historiker Flavius Josephus erzählt, dass kurz vor der Eroberung der Festung die Belagerten sich für den kollektiven Selbstmord entscheiden. Wer die grausige Tat vollbringen soll, wird unter zehn Gefährten ausgelost – ein Scherbengericht.
Diese Scherben glaubt man nun gefunden zu haben. Indiz ist der Name des Eleasar Ben Ja’ir, der auf einer der Scherben verzeichnet ist. Der Fund befeuert immer wieder die Kontroverse, ob der antike Bericht des Josephus glaubwürdig ist. Es ist somit eine Lehrstunde für das Verhältnis von Archäologie und Textauslegung.